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Gefühlt kann es nie zu viel schneien. Verschneite Skiorte wirken romantisch und ohne Schnee macht auch die Abfahrt auf der Skipiste nicht so viel Spaß. Ist also noch mehr Schnee immer besser als weniger? In der aktuellen Skisaison hat es teilweise so viel geschneit, dass Skiorte eingeschneit und Zufahrtsstraßen gesperrt waren. So waren unter anderem bekannte Skiurlaubsziele wie St. Anton, Zermatt, Ischgl und Nauders von der Außenwelt abgeschnitten. Snowplaza Reporterin Marlene war unmittelbar nach den massiven Schneefällen in Nauders unterwegs und hat sich die Schneelage angesehen.

Kein Skiurlaub wegen Straßensperre?

"Nach Nauders wollt ihr?" Der Innsbrucker, den wir vor dem Tirol-Shop treffen, schaut uns sichtlich skeptisch an. Die Straße sei gerade aufgrund von zu viel Schnee und der hohen Lawinengefahr noch gesperrt. Wir winken ab. Schließlich fahren wir ja erst am folgenden Tag und es sind keine weiteren Schneefälle in Sicht. Gute Mine zum bösen Spiel. Insgeheim sind wir keinesfalls so ruhig, wie wir uns geben. Was, wenn die Straße noch immer gesperrt ist? Müssen wir dann den Skiausflug absagen? Gibt es Alternativrouten? Und was eigentlich, wenn wir zwar rein, aber aufgrund von zu viel Schnee nicht mehr rauskommen?

Schneewände so hoch wie ein Mensch

Das Radio bleibt dauerhaft an. Wir warten auf Neuigkeiten. Kommen wir rein? Oder müssen wir den Trip etwa doch absagen? Dann endlich kommen Entwarnung und Erleichterung: Die Straße ist freigegeben. Die bisherige Anspannung weicht der Vorfreude. Schließlich muss dadurch jede Menge Schnee in Nauders liegen. Und viel Schnee ist doch bekanntlich gut, wenn's in Richtung Skiurlaub geht. Wir sind zuversichtlich und betrachten die Schneeberge am Straßenrand, die langsam aber sicher zu mannshohen Wänden anwachsen. Kein Wunder, dass auf diesem zwischenzeitlich kein Durchkommen möglich war.

Autos unter Schnee begraben

Als wir nach Nauders einfahren ist klar, dass der Schnee auf der Straße nicht das einzige Problem war, dass die Bewohner am Wegfahren gehindert hat. Nicht nur die Fahrbahn, sondern auch die Autos sind verschneit. Zumindest gehen wir davon aus, dass unter den zahlreichen Hügeln am Straßenrand Fahrzeuge hervorkommen, sobald man sie ausgräbt. So viel Schnee auf einem Fleck habe ich noch nie gesehen! Auch auf dem Parkplatz vor dem Hotel türmen sich Schneeberge über Autos und Parkbuchten. Die Zufahrt ist kaum zu erkennen. Mühsam bahnen wir uns den Weg in eine vermeintlich freie Parkbucht.

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Winterwunderland in Nauders am Reschenpass

Turnschuhe sind keine Winterschuhe

Schon während wir das Gepäck ausladen und bis zu den Waden im Schnee stehen, muss ich mir eingestehen, dass Turnschuhe eben doch keine Winterschuhe sind. Diese Einsicht ändert sich auch nicht, als wir den spärlich gestreuten, umso mehr vereisten Weg zur Rezeption zurücklegen. Der Herr vor uns, der sich ebenfalls mit einem Koffer abmüht, wird ähnliche Gedanken hegen. Schritt für Schritt schlurft er vorsichtig in Nike Sportschuhen die vereiste Straße entlang, rudert manchmal hilflos mit dem freien Arm und ist sichtlich erleichtert, den Weg ohne Sturz zurückzulegen. Ich übrigens auch. Auch, wenn trotzdem die eine oder andere Schweißperle auf der Stirn eine andere Sprache spricht.

Startschwierigkeiten auf der Piste

Anders als die Autos sind die Lifte und Gondeln zum Glück nicht eingeschneit und in Betrieb. Die Bahnen lassen sich von zu viel Schnee also augenscheinlich nicht unterkriegen. Voller Vorfreude blicken wir uns um und sehen verschneite Baumwipfel und schneebedeckte Gipfel soweit das Auge reicht. Wir befinden uns mitten im Winterwunderland und das spiegelt sich auch auf dem breiten Grinsen in unseren Gesichtern wieder. Ich kann's kaum erwarten, endlich die Skier anzuschnallen und die erste Abfahrt hinabzufahren. Gepackt von der Euphorie hüpfe ich aus dem Lift und komme zuerst in meine Bindung nicht rein. Mist. Wertvolle Sekunden verstreichen, in denen ich schon längst den ersten Schwung hätte setzen können. Dann erklingt das erlösende Klickgeräusch. Endlich!

Rundherum ist alles tief verschneit

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Die Hütten am Pistenrand sind fast vollkommen schneebedeckt

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Skifahren über Skihütten

Das Glücksgefühl lässt nicht lange auf sich warten. Noch sind die bekannten Riffel in der Piste. Allerdings nicht zu hart gefroren, sondern ausgesprochen griffig und vor allem völlig eben. Die plattgewalzten Pisten stehen jedoch in starkem Kontrast zu dem, was sich abseits abspielt. Eine Skihütte am Pistenrand ist vollständig von Schnee bedeckt. Mit den Skiern kann man ebenerdig auf das Dach der Hütte fahren, die im Sommer geschätzt zweieinhalb Meter hoch ist. Vor der Hütte versinke ich hüfthoch im Schnee und freue mich wie ein kleines Kind. Ausgelassen toben wir im Schnee. Nach einem Köpfer in das weiche Weiß probiere ich den einen oder anderen Schwimmzug durch den Tiefschnee. Vorwärts komme ich nicht. Spaß macht es trotzdem.

Viel Schnee macht müde

Die ausgelassene Einheit im Tiefschnee und die rasanten Skiabfahrten fordern ihren Tribut. Müdigkeit stellt sich ein. Wir kehren in der Stieralm ein. Die umgebaute Hütte, die einst ein Stall für Stiere auf der Alm war, ist zwar nicht wie die kleinen Hütten am Pistenrand komplett eingeschneit, doch auch hier türmt sich der Schnee. Wie groß die Schneeberge tatsächlich sind, merken wir aber erst auf der Terrasse, die über das Obergeschoss zu erreichen ist. Teilweise sind die Berge auf dem Dach über einen Meter groß. Mindestens genauso groß ist auch unser Hunger.

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Gibt es also wirklich zu viel Schnee im Skiurlaub?

Während wir mit knurrendem Magen auf das Essen warten, kommt der Hüttenwirt mit einer Flasche Zirbenschnaps daher und meint, dass dieser sofort das Wohlbefinden steigern würde. Bei ihm helfe das auch immer. Er sei am Morgen verkatert aufgewacht und der Zirbenschnaps habe sofort für Besserung gesorgt. Der helfe also auch gegen müde Muskeln. Und während wir so in geselliger Runde zusammensitzen, diskutieren wir darüber, ob es tatsächlich zu viel Schnee im Skiurlaub geben kann. Wir sind uns zumindest einig, dass wir bei den Schneemassen einen tollen Tag in Nauders hatten. Darauf stoßen wir an.

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Über Marlene

Als Wahlmünchenerin habe ich die Alpen ja quasi vor der Tür und bin deshalb gern in den Bergen unterwegs. Von Oktober bis Mai und manchmal auch im Hochsommer begleiten mich dabei meine geliebten Skier.